Alles über Online Arbitrage in Deutschland

Auf meinem Youtube Channel gibt es eine ergänzende Videoreihe. Hier die Playlist.

1. Was ist Online Arbitrage und wie lässt es sich in Deutschland umsetzen?

Online Arbitrage ist nichts anderes als der klassische Wiederverkauf von Handelsware. Dabei bezieht man die Ware jedoch nicht im Großhandel (Wholesale), sondern im Einzelhandel, indem man den Preisunterschied zwischen Online Shops und Amazon nutzt. Manchmal wird Online Arbitrage in Deutschland auch unter dem Begriff Retail Arbitrage zusammen gefasst. Mit Retail Arbitrage ist aber normalerweise speziell das Sourcing in lokalen Geschäften gemeint.

Online Arbitrage ist in den USA und in England bereits sehr bekannt und wird von vielen Sellern erfolgreich ausgeübt. In Deutschland hingegen gibt es vergleichsweise wenig Arbitrage Händler und das, obwohl wir mit Amazon.de den zweit-größten Amazon Marktplatz der Welt haben. Ich denke es liegt hauptsächlich an dem Mangel an deutschsprachigen Informationen zu dem Thema. Deswegen versuche ich mit diesem Kurs einen Überblick über alle Aspekte von Online Arbitrage zu geben und zu zeigen, wie es sich in Deutschland umsetzen lässt. 

2. Online Arbitrage Vorteile

2.1 Wenig Startkapital notwendig

Zum Anfangen ist theoretisch nur ein bisschen Equipment für die Vorbereitung der Produkte (Prepping) und Geld für den ersten Wareneinkauf notwendig, also ca. 200-300€. Natürlich verdient man damit nicht sehr viel, da man sich kaum Ware leisten kann. Es wäre aber genug um die Grundlagen zu lernen und langsam Kapital aufzubauen.

2.2 Geringeres Risiko im Vergleich zu anderen Amazon FBA Modellen

Im Gegensatz zu Private Label, hat man bei OA keine direkte Produkthaftung, da man die Produkte aus Deutschland bezieht und somit rechtlich nicht als Hersteller gilt. Zudem muss man keine großen Mengen abnehmen, wie es bei Private Label und Wholesale der Fall ist.

Bei den Produkten handelt es sich um bekannte Markenprodukte, bei denen man die Nachfrage relativ gut abschätzen kann und die Möglichkeit hat, sich mit vielen unterschiedliche Produkten zu diversifizieren. Dies führt zu einem vergleichsweise niedrigerem finanziellen und rechtlichen Risiko. Natürlich haben die anderen Modelle aber auch ihre Vorteile.

Trotz des niedrigen Risikos, gibt es einige Dinge, die man bei Online Arbitrage beachten sollte. Auf die Compliance bei OA gehe ich aber später nochmal genauer ein.

2.3 Leichter Einstieg

Die meisten Amazon Verkäufer würden zustimmen, dass Arbitrage der beste Weg ist, um mit Amazon FBA anzufangen und das nicht nur aus den oben genannten Gründen, sondern auch weil es weniger Starthürden gibt:

Im Gegensatz zu Private Label benötigt man keine Produktzertifizierungen. Listings müssen nicht erstellt werden. Die Markenanmeldung entfällt. Auch das Marketing ist nicht notwendig, da die Marken bereits bekannt sind und Nachfrage haben. Zudem muss man nicht lange auf seine Produkte warten oder  Herstellerkontakte aufbauen. Stattdessen kann man sehr schnell mit dem Verkaufen anfangen und dementsprechend auch schneller Erfolg haben.

2.4 Solide Grundlage für andere Amazon FBA Modelle

Online Arbitrage wird manchmal als Übergangsmodell gesehen. Dagegen ist auch nichts einzuwenden. Erfahrene OA-Händler werden einen deutlich leichteren Einstieg in alle anderen Modelle wie Private Label oder Wholesale/Retail haben.

Allerdings sollten die meisten Händler Online Arbitrage vorher automatisieren (outsourcen), damit man keinen Zeitaufwand mehr hat aber trotzdem den Umsatz behält. Durch das Outsourcing lässt sich das Modell zudem auch skalieren. Mit dieser Strategie schaffen es die amerikanischen und englischen Verkäufer riesige Umsätze nur durch Online Arbitrage zu erzielen. 

3. Online Arbitrage: Der Ablauf

Ich werde in diesem Kurs alle Aspekte von Online Arbitrage kurz erklären oder zumindest erwähnen. Dabei gehe ich auch auf allgemeine unternehmerische Aspekte ein, die nicht nur für OA relevant sind. Zunächst fangen wir mit dem OA Grundablauf an, der sich in folgende Schritte unterteilen lässt:

Produkte suchen und analysieren (Sourcing) -> Produkte kaufen -> Produkte vorbereiten und nach Amazon senden (Prepping) -> Amazon übernimmt den Rest (FBA).

Dabei sind Sourcing und Prepping die wichtigsten Schritte, bei denen es verschiedene Möglichkeiten gibt. Einige davon sind kostenlos, andere benötigen z.B. Software. Ich werde euch in diesem Abschnitt einen Überblick über alle bekannten Methoden geben und sie kurz erklären. Im weiteren Verlauf dieses Kurses werde ich dann die praktische Anwendung aller kostenlosen bzw. günstigsten Methoden zeigen, damit ihr direkt anfangen könnt.

3.1 Produktsuche (Sourcing)

3.1.1 Manuelle Produktsuche (Level: Leicht – Fortgeschritten)

Bei der manuellen Suche geht man selbst auf Shopseiten und sucht nach Deals. Die meisten Online Arbitragler sollten so anfangen, um die Grundlagen zu lernen. Es gibt verschiedene Formen der manuellen Suche:

Dealseiten oder Sale-Kategorien von Online Shops

Hierbei sucht man auf Amazon nach Produkten, die auf Dealseiten oder in Sale Kategorien beworben werden. Meistens handelt es sich dabei um Sonderangebote, die zeitlich begrenzt sind.

Dies ist wahrscheinlich die klassischste Form von Online Arbitrage und sollte gut verstanden sein, bevor man sich an fortgeschrittenen Strategien versucht.  Ein genaues Tutorial hierzu findet ihr im ersten Sourcing-Video weiter unten. 

Keepa Pricedrops (Amazon Flips)

Eine weitere manuelle Methode ist eine besondere Form des Amazon Flips, bei der man nach Produkten sucht, die Amazon momentan stark runtergesetzt hat. Man kauft die Produkte dann zu diesem niedrigen Preis und verkauft sie, sobald sich der Preis wieder normalisiert hat.

Bei der Größe von Amazon ist es nicht überraschend, dass Amazon selbst auch eine solide Quelle für Preisunterschiede sein kann. Aus meiner Erfahrung findet man hiermit am Anfang am leichtesten Deals. Ein Tutorial zu Amazon Flips gibt es im zweiten Sourcing Video weiter unten.

Euro Flips

Beim Euro-Flip handelt es sich um einen Preisunterschied zwischen zwei europäischen Amazon Marktplätzen (z.B. Amazon.de und Amazon.it). Dieser Preisunterschied ermöglicht es einem, das Produkt auf Amazon.de zu kaufen und auf Amazon.it zu verkaufen. Ein Preisunterschied zwischen Marktplätzen kommt überraschend häufig vor.

Selbst beim normalen Analysieren von Deals, könnte man schauen, ob ein Deal vielleicht auf einem anderen Marktplatz profitabel wäre (Mehr dazu im ersten Sourcing Video). Allerdings sollte man immer die steuerlichen Besonderheiten im Auge behalten.

Manuelle Suche Vorteile:

  • leicht anzufangen
  • man lernt die Grundlagen von Online Arbitrage

Manuelle Suche Nachteile:

  • sehr zeitaufwendig
  • meistens Sonderangebote d.h. Deals bleiben nicht lange bestehen

3.1.2 Deal Sheets (Level: Leicht)

Deal Sheets sind im Endeffekt eine Liste von potenziellen Deals. Jemand verkauft sozusagen die Deals, die er gefunden hat und teilt sie so mit anderen Resellern. Deal Listen zu benutzen ist sehr leicht, weswegen sie eine sehr gute Möglichkeit sein können, um seinen Deal Flow zu verbessern. Zudem sparen sie enorm viel Zeit, da man sich nur noch die Deals raussuchen muss, die den eigenen Kriterien entsprechen.

Der Nachteil ist, dass die Konkurrenz ebenfalls erhöht ist, da mehrere Leute die potenziellen Deals kennen. Um dem entgegenzuwirken, limitieren die Deal Sheet Anbieter die maximale Anzahl an Verkäufern pro Sheet auf 10 Verkäufer. Zudem haben die Verkäufer unterschiedliche Kriterien und kaufen daher oft unterschiedliche Deals von der Liste. Selbst die Verkäufer, die dieselben Deals kaufen und gleichzeitig nach Amazon schicken, werden meistens einfach nur die BuyBox zwischen sich rotieren (wenn mehrere FBA Verkäufer einen ähnlichen Preis haben, teilen sie sich die Verkäufe).

Gerade bei Produkten, die sich oft verkaufen, ist die Konkurrenz also meistens kein Problem. Dennoch gibt es Situationen, in denen sie zum Problem werden kann. Insgesamt sollte eine gute Deal Sheet aber immer mehr Geld bringen als sie kostet.

Momentan gibt es noch keine Deal Sheets für Deutschland. Ich werde mich aber vielleicht irgendwann mal daran versuchen.

Deal Sheets Vorteile:

  • wenig Zeitaufwand
  • einfache Quelle für Deals
  • sollten immer mehr Geld bringen als sie kosten

Deal Sheets Nachteile:

  • erhöhte Konkurrenz
  • man muss für die Deals bezahlen (weniger Gewinn)

3.1.3 Arbitrage Sourcing Software (Level: Fortgeschritten – Experte)

Die einzige Sourcing Software, die für Deutschland in Frage kommt ist Tactical Arbitrage. TA scannt Shopseiten und vergleicht die Produkte automatisch mit Amazon. Die Ergebnisse werden dann z.B. nach Gewinn gefiltert.

Zur Zeit hat TA ca. 100 deutsche Shops und bietet außerdem die Möglichkeit, mit XPaths neue Shops hinzuzufügen. TA ermöglicht es, sehr weite Netze zu spannen und deckt vor allem Deals auf, die nicht von Sonderangeboten abhängig sind. Diese Produkte lassen sich dann immer wieder nachbestellen (sog. replenishables). Replenishables können sehr wichtig sein, da sie eine Art Grundumsatz bilden.

TA bietet sehr viele Features und je mehr man sich damit beschäftigt, desto mehr kreative Sourcing Möglichkeiten kann man entdecken. Auch wenn TA meiner Meinung nach das wichtigste Sourcing Tool ist und ich so gut wie alle Deals mit TA finde, braucht es oft etwas Zeit bis man wirklich gut damit umgehen kann.

Die meisten machen den Fehler, zu früh mit TA anzufangen und sind dann frustriert, dass sie keine Produkte finden. Ich würde daher empfehlen, sich vorher genug Zeit mit dem manuellen Sourcing zu geben, um die Grundlagen gut zu verstehen.

Tactical Arbitrage Vorteile:

  • kann große Mengen an Produkten überprüfen
  • Deals sind oft replenishable
  • Bietet weitere Analysetools z.B. für die Konkurrenzanalyse
  • mit XPaths lässt sich so gut wie jeder deutsche Shop scannen
  • lässt sich individuell anpassen und ermöglicht kreative Sourcing-Methoden

Tactical Arbitrage Nachteile:

  • man muss den Umgang mit der Software erst lernen
  • es kann lange dauern, bis man das volle Potenzial ausschöpfen kann
  • monatliche Kosten (ca. 87€ im Grundpaket)

3.1.4 Virtual Assistant (Level: Experte)

Mit Virtual Assistants (VAs) kann man die Produktsuche vollständig outsourcen. VAs lassen sich in allen Bereichen anwenden und können manuell sourcen oder mit Tactical Arbitrage arbeiten.

Meiner Meinung nach sollte man das Sourcing aber zuerst selbst gemeistert haben, bevor man es an VAs abgibt. Ohne ein solides Verständnis von der Produktsuche, wird es schwierig, die Abläufe den VAs beizubringen. Zudem sollten alle Abläufe gut systematisiert sein, damit der VA diesen Systemen folgen kann.

Das Outsourcing an VAs ist der Schritt, mit dem man OA skalieren kann und der außerdem dazu führt, dass man keine Zeit mehr in OA investieren muss. Das vollständige Outsourcing von OA sollte meiner Meinung nach das Ziel jedes OAers sein.

3.1.5 Allgemeine Tipps zur Produktsuche

Produkte zu finden ist wahrscheinlich der Haupt-Skill, den man als Online Arbitragler lernen muss. Habt also realistische Ziele und lasst euch nicht demotivieren, wenn es länger dauert bis ihr wirklich gut darin seid. Es wird Zeiten geben, in denen ihr nichts findet und es wird Zeiten geben, in denen ihr nicht genug Geld habt, um alles zu kaufen.

Hier noch 2 wichtige Tipps, die ich mit der Zeit gelernt habe.

  1. Wenn ihr einen Deal findet, kann es sich oft lohnen, im selben Bereich weiter zu suchen. Schaut euch ähnliche Produkte dieses Shops an. Überlegt, warum dieser Deal existiert. Manchmal kann man sich so erschließen wo es noch weitere Deals geben könnte.
  2. Nutzt alle möglichen Sourcing Quellen. Macht nicht nur Amazon Flips sondern durchsucht auch Deal Seiten. Benutzt nicht nur die TA Produktsuche sondern auch die Reverse Suche. Holt euch gleichzeitig Deal Sheets – Je mehr Quellen ihr habt, desto mehr Deal Flow habt ihr. So gebt ihr euch die besten Chancen so viele Deals wie möglich zu finden. Gleichzeitig solltet ihr euch genug Zeit geben, jede dieser Sourcing Methoden gut zu lernen, damit ihr sie auch richtig anwenden könnt.

3.2 Produktanalyse

Bei jeder Sourcing-Methode, werdet ihr die Produkte analysieren müssen. Es gibt viele Aspekte und Kleinigkeiten, die man erst mit der Zeit lernt aber allgemein analysiert man immer auf 3 Kriterien:

3.2.1 Kriterium 1: Wie viel Gewinn habe ich nach allen Abzügen?

Der Gewinn ist wahrscheinlich das wichtigste Kriterium. Ihr solltet euch genau überlegen, wie viel % ROI ihr akzeptiert. Dies kann von vielen Faktoren abhängig sein. Wenn man z.B. viel Kapital hat aber nur wenig Produkte findet, sollte man auch kleinere ROIs mitnehmen (z.B. 10%). Wenn man z.B. wenig Kapital hat oder sich unsicher ist, sollte man nur die besten ROIs mitnehmen (30%+). Wie man den Gewinn ausrechnet, erkläre ich in diesem Abschnitt.

Folgende Abzüge können eine Rolle spielen:

  • Umsatzsteuer (immer relevant)
  • Amazon Verkaufs- und Versandgebühren (immer relevant)
  • Lagergebühren (meistens sehr gering, da Produkte schnell verkauft sind)
  • Rücksendegebühren (eher bei Kategorien mit hoher Retourenrate relevant)
  • Vorbereitungskosten (z.B. Material, Prep Center Gebühr, Amazon Servicegebühren)

Gebühren

Die Amazon Gebühren (Verkauf, Versand, Lagerung) lassen sich mit einem kostenlosen Gebührenrechner ausrechnen. Mehr dazu im ersten Sourcing Video.

Umsatzsteuer

Die Berechnung der Umsatzsteuer kommt auf eure Besteuerungsart an (Regelbesteuert oder Kleinunternehmer). Ich werde hier nicht genau auf alle Einzelheiten eingehen. Ich würde euch aber dringend empfehlen, die Grundlagen der Umsatzsteuer zu lernen, bevor ihr anfangt.

Vorbereitungskosten (Prep Kosten)

Die einzigen Vorbereitungskosten, die ihr immer bezahlen müsst, sind die Versandkosten für Kartons, die nach Amazon geschickt werden. Alles andere kommt darauf an, welche Prepping Methode ihr anwendet. Die Prep Kosten sollten bei der Gewinnberechnung von jedem Produkt einzeln berücksichtigt werden. Allerdings ist es schwierig genau auszurechnen, wie viel es kostet, exakt 1 Produkt zu preppen.

Die Versandkosten für einen Karton nach Amazon mit DHL kosten z.B. 3,32€ netto. Je nachdem wie groß und schwer die Produkte sind und wie groß der Karton ist, können in einen Karton 15-30 Produkte mit Standardgröße passen. Die Kosten pro Produkt können in diesem Beispiel zwischen 0,11€ und 0,22€ liegen (15/3,32 und 30/3,32).

Deswegen ziehen die meisten OAer bei der Gewinnberechnung einen groben Schätzwert für die Prep Kosten ab. Beim manuellen Prepping liegen die Kosten bei ca. 0,60€ pro Produkt und beim Prep Center bei ca. 1,20€ pro Produkt. Diese Kosten solltet ihr bei jeder Gewinnberechnung vom Profit abziehen. 

Gewinnberechnung mit BuyBotPro

BuyBotPro ist eine Analysesoftware für Online Arbitrage, die alle Kosten für euch raus rechnet und mit einem Klick anzeigt, wie viel Profit ihr nach Gebühren, Steuern und Prepkosten habt. Mehr zu BBP später.

3.2.2 Kriterium 2: Wie oft verkauft sich das Produkt?

Um abzuschätzen, wie oft sich ein Produkt verkauft, nutzen wir hauptsächlich das Analysetool Keepa. Anhand der Sales Rank Historie, der Buybox Aufzeichnungen und weiteren Daten, können wir abschätzen, wie oft sich ein Produkt in der Vergangenheit verkauft hat. Bei der Analyse gibt es sehr viele Kleinigkeiten auf die man achten kann. Die grobe Analyse mit Keepa erkläre ich aber im ersten Sourcing Video.

BuyBotPro erleichtert auch die Verkaufsanalyse

BuyBotPro kann den Keepa Graphen lesen und zeigt eine Abschätzung für die Verkäufe der letzten Monate an. Außerdem kann BuyBotPro einige gefährliche Keepa Muster erkennen:

BBP kann z.B. erkennen, wenn der Preis eines Produkts stark schwankt (Preisstabilität). In diesem Fall kann es sein, dass das Produkt nur kurzfristig einen hohen Preis hat. Bis das Produkt bei Amazon angekommen ist, hat sich der Preis aber wahrscheinlich schon wieder normalisiert. Ein unerfahrener OAer könnte dieses Muster übersehen und das Produkt trotzdem kaufen. BBP kann einen also vor einigen Fehlkäufen schützen.

3.2.3 Kriterium 3: Kann ich das Produkt verkaufen (Compliance)?

Vor jedem Kauf sollte man schauen, ob man das Produkt verkaufen kann. Es kann legale oder Amazon spezifische Gründe geben, warum man ein Produkt nicht verkaufen sollte. Hier eine List mit den wichtigsten Faktoren:

Kategoriefreischaltung und Markenfreischaltung

Einige Produkte kann man wegen category-gating oder brand-gating nicht verkaufen. Um zu testen, ob man einen möglichen Deal verkaufen kann, sollte man versuchen ein Angebot zu erstellen. Klickt dazu auf der Amazon-Produktseite unten rechts auf “Bei Amazon verkaufen” oder geht im Seller Central auf Lagerbestand ->Produkt hinzufügen und fügt das Produkt mit der ASIN hinzu.

Sollte eine Freischaltung notwendig sein, solltet ihr versuchen, eine Freischaltung zu beantragen. Gerade bei älteren Accounts werden die Anträge oft automatisch angenommen. Bei neueren Amazon Accounts, kann es schwierig sein, in beschränkten Kategorien zu verkaufen.

Es ist möglich, sie mit Großhandelsrechnungen freizuschalten. Bei mir wurden die Kategorien aber nach ca. 5 Monaten mit guter Accountführung automatisch freigeschaltet. Neue Kategorien zu erschließen ist sehr wichtig. Versucht also immer mal wieder ob die Anträge automatisch angenommen werden. Ansonsten solltet ihr es relativ früh mit Großhandelsrechnungen versuchen.

Gefahrgut

Produkte, die als Gefahrgut eingestuft sind, können nicht bei Amazon gelagert werden. Bei einigen Produkten müssen zusätzliche Informationen angegeben werden (z.B. bei simplen Batterien). Um zu Überprüfen, ob Amazon ein Produkt als Gefahrgut einstuft, könnt ihr die ASIN im Seller Central überprüfen (https://sellercentral.amazon.de/gp/help/G201003400).

Typische Produkte, die Gefahrgut sein können, sind Laptops, Deosprays (Aerosol), Reinigungsmittel, Parfum etc. Prüft genau, ob euer Produkt Gefahrgut ist, bevor ihr es kauft. Gefahrgut kann als FBM verschickt werden – das sollte aber eher von erfahrenen Händlern gemacht werden.

Kategoriespezifische Besonderheiten und Compliance allgemein

Bevor ihr eine neue Kategorie erschließt, solltet ihr euch über die Besonderheiten dieser Kategorie informieren.

Bei Drogerie & Körperpflege sollte man z.B. prüfen ob es sich bei den Produkten um Arzneimittel handelt, da man sich registrieren muss, um Arzneimittel verkaufen zu dürfen. Produkte mit Garantie sollte man als “Gebraucht – Wie Neu” verkaufen, da Amazon für den Zustand “Neu” eine intakte Herstellergarantie voraussetzt, die man als OAer nicht bieten kann (ausführliche Erklärung in der Facebookgruppe).

In anderen Kategorien kann es schwierig sein festzustellen, ob man wirklich exakt das gleiche Produkt hat. Ich kenne mich leider auch nicht mit allen Kategorien aus und kann daher keine vollständige Liste geben. Viele Kategorien werden auch keine großen Besonderheiten haben. Lasst euch also nicht entmutigen. Diese Richtlinien und Regeln können nerven aber sie einzuhalten schützt euch vor Abmahnungen und Amazon Account Sperrungen.

Compliance Analyse mit BuyBotPro

BBP kann erkennen, ob ihr ein Produkt verkaufen könnt (category gating und brand gating). Außerdem kann BBP erkennen, ob es sich um Gefahrgut handelt.

BBP erkennt allerdings nicht die exakte Klassifikation, sondern nur ob Amazon das Produkt als Gefahrgut sieht und es somit nicht an ein Versandzentrum gesendet werden kann (BBP übernimmt also die Überprüfung der ASIN).

Natürlich ist dies keine vollständige Compliance Analyse, sie deckt aber die wichtigsten Faktoren ab, die ihr bei jedem Produkt überprüfen solltet. BBP erspart hier also erneut sehr viel Zeit.

3.3 Praktische Anwendung: Manuelle Produktsuche

Wichtige Änderung: Seit dem 22.02.2019 sind wichtige Keepa Funktionen nicht mehr kostenlos.

Keepa Alternative (Stand 19.07.2019):

Anfänger können sich das Keepa Abonement von 15€ pro Monat sparen, indem sie sich sofort BuybotPro holen. BuybotPro hat einen Keepa Graphen integriert, der fast alle Funktionen des original hat und mehr als ausreicht. Für nur 10€ mehr bekommt man dann noch alle anderen BBP Funktionen. BuyBotPro ist somit eindeutig die beste Wahl als Analysetool. Hier gehts zu Buybotpro*. Ich habe auch einen Beitrag, in dem ich alle Funktionen erkläre. 

Folgende Chrome Plugins werden benötigt. Wie man die Plugins benutzt, wird im Video erklärt.

Context Menu Search

Keepa

Amazon Scout Gebührenrechner (Alternativ kann auch der normale Amazon Rechner benutzt werden)

Amazon Price Compare

Meldet euch bei der Cashback-Seite Shoop* an.

 

Amazon Flips

Euro Flips

3.4 Produkte vorbereiten (Prepping)

Nachdem die Produkte ausgeliefert wurden, müssen sie für Amazon FBA vorbereitet werden. Dabei muss man vor allem die Produkte auf Schäden untersuchen, Etiketten vom Händler entfernen und Amazon FNSKU Etiketten anbringen, damit die Einheiten nicht als gemischter Lagerbestand gelagert werden. Hierfür gibt es 3 Möglichkeiten:

3.4.1 Selbst Preppen (Manuelles Prepping)

Die meisten werden die Produkte am Anfang selbst für Amazon vorbereiten. Das zwingt einen allerdings vor Ort zu sein und kostet Zeit. Trotzdem spricht vor allem am Anfang nichts dagegen, da es die günstigste Methode ist.

Manuelles Prepping Vorteile:

  • kostengünstig
  • man hat die maximale Kontrolle über seine Produkte

Manuelles Prepping Nachteile:

  • zeitaufwändig
  • man ist ortsgebunden

3.4.2 Prep Center

Ein Prep Center ist ein Service, bei dem ein Versanddienstleister die Produkte für euch vorbereitet. Man zahlt i.d.R. pro Produkt eine gewisse Summe. Die Kosten können je nach Produkt variieren (Poly-Beutel, Übergröße etc.).

Dies ist ein wichtiger Schritt, da es einen ortsunabhängig macht. Da das Prepping von OA Produkten besondere Anforderung hat (Etiketten entfernen etc.), ist es sehr wichtig, dass das Prep Center weiß, worauf geachtet werden muss. 

Update: Seit dem 11.01.2020 bieten wir einen Prep Service an. Alle weiteren Informationen hier

Prep Center Vorteile:

  • Das Prep Center kennt sich u.U. besser mit den OA Besonderheiten aus
  • Das Prepping ist komplett outgesourcest (Zeitersparnis)
  • Man wird ortsunabhängig

Prep Center Nachteile:

  • höhere Prep Kosten
  • weniger Kontrolle

3.4.3 Mitarbeiter

Bei einem eigenen Mitarbeiter hat man mehr Kontrolle als bei einem Prep Center und kann eigene Systeme entwickeln und anwenden. Für die meisten wird diese Option aber nicht relevant sein, da ein Prep Center im Normalfall besser ist.

3.5 Praktische Anwendung: Manuelles Prepping

Ich empfehle hier das Video zu schauen:

Amazon stellt eine ausführliche pdf Datei bereit, die das Prepping erklärt. Hiernach solltet ihr euch richten und hier könnt ihr auch einige Sonderfälle nachschlagen.

https://images-na.ssl-images-amazon.com/images/G/03/Image/FBA_Shipping_Inventory_DE.pdf

Da die Anleitung etwas überwältigend sein kann, gebe ich hier eine vereinfachte Anleitung. Denkt aber daran, dass diese Anleitung nicht alle Sonderfälle abdeckt und achtet, je nachdem welches Produkt ihr habt, vor allem auf eure Compliance.

Genau wie in den anderen Abschnitten dieses Kurses, versuche ich so kostengünstig wie möglich zu bleiben, um den Einsteig zu erleichtern. Falls ihr plant, längerfristig selbst zu preppen, solltet ihr aber einige Professionalisierungen in Erwägung ziehen.

Das Grundequipment ist folgendes:

Man kann Kartons und Verpackungsmaterial sparen, indem man die Produkte im selben Karton (vom Shop) nach Amazon schickt. Trotzdem kann es Sinn machen, einige Kartons zu kaufen. 

Startpunkt ist wie am Ende des ersten Sourcing Videos (Anlieferplan ist bereits erstellt und alle Produkte wurden hinzugefügt)

  1. Entfernt die Preisetiketten des Shops, von dem ihr gekauft habt. Die Budget-Lösung hierfür wäre es, den Klebstoff mit einem Fön zu erwärmen, damit man die Etiketten leichter ablösen kann. Achtet darauf, nur die Etiketten des Händlers abzumachen und die Produkte nicht zu manipulieren.
  2. Kontrolliert die Verpackung auf Fehler und Schäden. Beschädigte Artikel können im passenden gebraucht-Zustand (meistens “Gebraucht – Wie Neu”) verkauft werden. Alternativ kann man sie auch auf ebay verkaufen.
  3. Auf dem Anlieferplan auf “Weiter” klicken und bei “Produkte vorbereiten” auf besondere Anforderungen achten.
  4. Auf dem Anlieferplan auf “Weiter” klicken bis zur Seite “Produkte etikettieren” und die Etiketten ausdrucken.
  5. Etiketten über den Barcode des jeweiligen Produkts kleben. Es sollte kein anderer Barcode auf dem Produkt sichtbar sein – nur der vom Amazon-Etikett.
  6. Auf dem Anlieferplan auf “Weiter” klicken. Nun teilt Amazon eure Sendung auf verschiedene Lager auf. Erst wenn ihr wisst, welche Produkte in das gleiche Lager gehen, macht es Sinn die Kartons zu packen.
  7. Klickt auf “Sendung freigeben” und packt die Kartons. Versucht so viele Artikel wie möglich in einen Karton zu bekommen, ohne die Kartons zu schwer zu machen. Danach müsst ihr angeben, welche Produkte in welchem Karton sind und wie viel die Kartons wiegen. Alternativ kann Amazon das für 0,07€ pro Einheit übernehmen.
  8. Wählt DHL aus und akzeptiert die Gebühren. Jeder Karton kostet zur Zeit 3,31€ (netto) unabhängig vom Gewicht. Ihr erhaltet nun die Versandetiketten für die Kartons. Klebt diese auf die Kartons und bearbeitet dann ggf. die andere Sendung.
  9. Wenn alle Kartons fertig sind, könnt ihr bei DHL einen Abholauftrag erstellen. DHL holt dann am nächsten Tag die Pakete bei euch ab. Ohne Geschäftskundenaccount kostet eine Abholung 3€ (brutto).

4. Alle weiteren Aspekte

OK! Damit wäre der Online Arbitrage Hauptprozess abgeschlossen. Zum Schluss gebe ich noch eine kurze Übersicht über alle weiteren Aspekte, die für OAer relevant sein können. Ich werde in diesem Kurs keine ausführlichen Erklärungen dazu geben. Mir geht es eher darum, dass ihr von diesen Aspekten wisst, damit ihr sie berücksichtigen könnt. Natürlich garantiere ich auch hier keine vollständigen Listen. 

4.1 Organisatorische Grundlagen

Diese Schritte muss jeder Amazon Händler durchlaufen. Zu den meisten dieser Punkte gibt es bereits sehr viele Infos auf Youtube etc. Falls ihr Fragen dazu habt, könnt ihr sie aber auch in die Facebook-Gruppe stellen.

Stichpunkte:

  • Gewerbe anmelden
  • Fragebogen zur steuerlichen Erfassung
  • Amazon Verkäuferaccount erstellen
  • Amazon Accounteinstellungen (Lagerung nur in Deutschland, keine Aufbereitung der Retouren)

4.2 Steuern & Buchhaltung

Dies ist eine weitere wichtige Grundlage für jeden Unternehmer. Die wichtigste Steuer ist dabei die Umsatzsteuer. Ich würde jedem raten, die Grundlagen zu lernen, bevor man anfängt. Ich habe bereits einige Fragen zur Umsatzsteuer in der Facebook-Gruppe beantwortet. Denkt aber daran, dass ich kein Steuerexperte bin.

Stichpunkte:

  • Umsatzsteuer
  • Gewerbesteuer
  • Einkommenssteuer
  • Kleinunternehmerregelung (Umsatzsteuer)
  • Reverse Charge Verfahren (Umsatzsteuer)
  • Lieferschwellen (Umsatzsteuer)
  • Rechnungen/Rechnungserstellung
  • Buchhaltung

4.3 Rechtliches

Hier ist es ähnlich wie mit den Steuern. Auch hier habe ich aber bereits einige Fragen beantwortet z.B. ob Online Arbitrage gegen die Amazon Richtlinien oder das Gesetz verstößt. Die Antworten findet ihr auch alle in der Facebookgruppe

  • Rechtstexte (Impressum, Datenschutz, AGB, Widerrufsrecht)
  • EU-Richtlinien zum Wiederverkauf
  • Erschöpfungsgrundsatz im Markenrecht
  • Wettbewerbsrecht
  • Abmahnungen

4.4 Preisanpassung

Einsteiger sollten i.d.R. die Preise manuell anpassen und dabei einfach die Buybox matchen d.h. für den selben Preis verkaufen, der aktuell oben auf der Amazon-Produktseite angegeben ist. Es gibt viele Besonderheiten aber dazu mache ich seperate Videos. Sobald man mit der Automatisierung anfängt, sollte man relativ früh eine Preisanpassungssoftware (repricer) benutzen.

4.5 Systematisierung

Bei der Systematisierung geht es darum, die üblichen Prozesse wie z.B. die Produktsuche in geregelte Abläufe zu übertragen. Diese Abläufe kann man dann abgeben (outsourcen). Die Systematisierung ist somit der Weg zur Automatisierung von Online Arbitrage. Ich habe die Systematisierung bereits ein paar mal erwähnt aber es wichtig die Systematisierung als eigenständigen Aspekt zu sehen. Selbst ohne Outsourcing, sollte man effiziente Abläufe haben, denen man folgen kann. Ohne diese Systeme ist OA deutlich zeitaufwändiger als es sein muss.